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Am 12. August 1943 schrieb ein namentlich nicht bekannter Verwandter aus dem „Zigeunerlager Hodonín“ an Karel Holomek (1912–?): „Lieber Bruder, Ich muss dir mitteilen, dass wir am 21. August wegfahren, und wir wissen nicht sicher, wohin. Wenn möglich, werde ich dir von dort aus schreiben. Dich grüßen auch deine Schwester und Schwager.“ Ab August 1942 waren 1.400 mährische Roma nach Hodonín u Kunštátu bei Brno deportiert worden, wo sie unter extremen Bedingungen litten: Unterernährung, Zwangsarbeit und Gewalt. Mindestens 207 Personen starben an Epidemien. Die meisten übrigen wurden im Sommer 1943 zu ihrer Ermordung ins KZ Auschwitz deportiert. Karel Holomek leistete zum Zeitpunkt, an dem die Karte geschrieben wurde, Zwangsarbeit in einem Steinbruch. Wenige Tage später wurde er ebenfalls in das KZ Auschwitz deportiert und 1944 von dort über das KZ Buchenwald ins KZ Mittelbau-Dora verschleppt, wo sich seine Spuren verlieren.

Parallel zur Shoah wurde der Völkermord an den Sinti und Roma in Europa verübt. Dieser Genozid folgte anderen ideologisch-rassistischen Kriterien. Mit dem Krieg setzte im besetzten Europa ab 1939/40 die schrittweise Ausweitung der Verfolgung von Sinti und Roma und mit dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 die genozidale Radikalisierung ein. Etwa 200.000 bis 500.000 Sinti und Roma wurden durch Massenerschießungen und in Lagern ermordet.

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